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Motorradtour 2016 – Frankreich

Pyrenäen
Pyrenäen

Sonntag, 22. Mai 2016 – Von Schwäbisch Hall nach Ludwigswinkel

Kilometer 206

Die erste Etappe ist gleichzeitig die körzeste. Öber Bad Bergzabern wo ich einen Bekannten in der Reha besuche geht es weiter in den Pfälzer Wald nach Ludwigswinkel fahre. Dort hat eine Arbeitskollegin von mir ein Ferienhaus mitten im Wald. Sie wartet schon auf mich auf ein Bier und zur Schlüsselübergabe. Hier kann ich dankenswerterweise die erste Nacht verbringen bevor es nach Frankreich geht.
Den ganzen Tag war schönes Wetter, doch am Abend fängt es zu regnen an. Ganz so wie es die Wetterfrösche (leider) vorhergesagt haben. Die Aprilia kann ich im Untergeschoss in der Garage abstellen. D.h. heute Nacht ist sie noch trocken.

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Montag, 23. Mai 2016 - Von Ludwigswinkel nach Dijon

Kilometer 550

Es hat die ganze Nacht durchgeregnet und noch nicht aufgehört zu giessen. Ich überlege mir, ob ich nicht noch einen Tag bleibe, das Wetter aussitze und erst morgen weiterfahre. Aber um 08:30 Uhr lässt der Regen nach, es tröpfelt nur noch. Also schnell aufsatteln, Ferienhaus verbarrikadieren und losfahren nach Frankreich. Erstmal Richtung Epinal. Ne Viertelstunde später fängt es wieder an zu regnen. Aber ein Zurück gibt's jetzt nicht mehr - da muss ich durch. Zu allem Überfluss ist das Thermometer auf 9 Grad Celsius gefallen, nicht mal halb so warm wie gestern. Da war es sogar Weihnachten wärmer! Glücklicherweise sind meine neuen Motorradklamotten absolut wasserdicht.
Drei Stunden später, so gegen Mittag, komme ich in Epinal, der Partnerstadt von Schwäbisch Hall, an. Der Regen hat aufgehört und die Straßen sind wieder trocken. Also fasse ich beim Mittagessen den Entschluß noch ne Nachmittagsetappe dranzuhängen und bis Dijon weiterzufahren. Über AirBnB buche ich dort noch schnell eine Privatunterkunft bei der Französin Sabrina.
Weiterzufahren war keine besonders gute Idee denn ne halbe Stunde später fängt es richtig zu Schütten an. Doch der neue Louis-Kombi von Revit hält dicht. Also nur kalt und nicht auch noch nass. Der schönen Landschaft im Burgund kann ich bei diesem Wetter nicht viel abgewinnen. Muss auf regennasser Strasse ständig aufpassen und das Moped im Gleichgewicht halten. Punkt 17 Uhr lotst mich das Navi punktgenau in die Innenstadt von Dijon vor das Haus in dem Sabrina wohnt. Für 25.- Euro kann ich für einen Tag ihr Gästezimmer mieten - endlich wieder im Trockenen und ne warme, nicht kalte Dusche.
Dijon ist die Stadt der Herzöge. Die Innenstadt hat sich seit dem 15. Jahrhundert kaum verändert. Die vielen mittelalterlichen Gebäude kann ich leider nur am Abend bewundern da ich morgen früh gleich weitefahren will.

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Dienstag, 23. Mai 2016 - Von Dijon in die Dordogne

Kilometer 875
Ich kann es kaum glauben als ich morgens aus dem Fenster schaue - stahlblauer Himmel, keine Wolke zu sehen. Das verspricht ein schöner Tag zu werden. Da kann das Tagesziel, die Dordogne im Süden Frankreichs auch schon mal 325 km auf Landstraßen entfernt sein. Ohne Pausen errechnet das Navi die Ankunftszeit auf 18 Uhr. Also packe ich meine 7 Sachen auf die verdreckte Aprilia Shiver, säubere und schmiere die Kette und verabschiede mich von meiner Gastgeberin Sabrina mit georgischen Wurzeln.
Die Fahrt führt zunächst weiter durchs schöne Burgund und später in die Auvergne. Teilweise durch malerische Flusslandschaften. Nach einem tollen Mittagsbuffet für 8.50.- Euro in einer Provinzhauptstadt fehlt mir nur noch Sprit zum weiterkommen. Aber alle Tankstellen sind zu oder abgebaut. Kein Tropfen Benzin aufzutreiben. Also schleppe ich mich mit letzter Reserve 20 km weiter in die nächste Stadt. Auch dort ist die Lage kritisch. Wegen Demonstrationen und Blockade der Raffinerien wird in Frankreich so langsam das Benzin knapp. Eine ältere Frau gibt mir jedoch einen Tipp wo ich noch ne Tankstelle finde. Und tatsächlich haben die noch E10. Das kann mein erst ein Jahr altes Moped auch tanken. Ansonsten wäre ich hier gestrandet.
Punkt 19 Uhr erreiche ich mein Ziel "Camping Moto Dordogne", ein Campingplatz speziell und nur für Motorradfahrer. Ein Auto kann nur der mitbringen, der mindestens ein Motorrad auf dem Anhänger stehen hat.
https://www.motorcamping.eu/frankrijk/aquitaine/camping-moto-dordogne.html

Der Campingplatz hat erst vor drei Tagen aufgemacht und ich bin wohl auch wegen der Sprit-Versorgungsprobleme in Frankreich der einzige Gast heute. Das Abendessen steht schon auf dem Tisch und ich kann mit der holländischen Belegschaft abendessen. Das nenn ich mal "Just in Time".


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Mittwoch, 24. Mai 2016 - Dordogne

Heute Nacht hat es wieder mal geregnet. Meine Dackelgarage (1-Mann-Zelt) ist außen nass. Also entschieße ich mich noch einen Tag hier zu verbringen. Man muss ja nicht jeden Tag hunderte von Kilometer runterreißen. Außerdem ist es in der Dordogne recht schön und der Campingplatz ist es auch. Seine Betreiber sind sämtlich aus Holland. Die Chefin Renska hat es früher auch mal mit französischen Angestellten versucht. Doch die sind wohl nicht besonders verlässlich, nur geldgierig. Die Bar ist ne echt urige Rockerkneipe mit vielen Bikerassecoires ausgeschmückt. Dazu passt der einohrige Schäferhund Vincent, benannt nach dem Maler Vincent von Gogh der bekannterweise auch nur ein Ohr hatte. Es fehlt etwas an Stimmung hier da ich der einzige Gast bin. Wegen Streiks und der damit verbundenen Benzinknappheit in Frankreich können keine Gäste anreisen. Deshalb fahre ich auch gleich heute früh zunächst in die Provinzhauptstadt Gourdon wo es noch Sprit geben soll - und tatsächlich bekomme ich noch welchen. Wegen des wieder einsetzenden Regens fällt die Rundfahrt in der Dordogne nur kurz aus. Die Dordogne ist das Gebiet am gleichnamigen Fluss nördlich von Toulouse.
Am Spätnachmittag kommt endlich wieder die Sonne raus und es ist Relaxen am Pool des Campingplatzes angesagt. Der Koch hier macht auch einen excellenten Job, das Abendessen mit den Angestellten des Campingplatzes schmeckt hervorragend.


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Donnerstag, 26. Mai 2016 - Von der Dordogne über die Pyrenäen nach Lourdes

Kilometer 1276
Nach dem Ruhetag gestern will ich heute wieder Kilometer machen. Das Ziel sind die Pyrenäen. Bis dahin sind es etwa 300 km. Das werde ich wohl mit einer Tankfüllung nicht schaffen. Wegen des Benzinmangels fahre ich jede offene Tankstelle an und tanke auch mal nur 2,8 Liter wenn nicht mehr reingeht. Habe nie zuvor nur für 4.- Euro getankt. Am Fusse der Pyrenäen ist noch ne Tanke offen. Dort hängen Zettel an den Zapfsäulen und man darf nur für maximal 20 Euro tanken. Das reicht mir jedoch locker den Tank voll zu bekommen. Der erste Paß heute ist der Col D'Aspin. Der ist nur 1490 Meter hoch. Im Anschluss folgt die Königsetappe der Tour de France in den Pyrenäen, der Col du Tourmalet. Der ist immerhin schon 2115 Meter hoch. Wieder unten angekommen biege ich rechts ab, raus aus den Bergen und such mir nen Campingplatz im nahe gelegenen Lourdes.
Lourdes ist eine der weltweit meistbesuchten Wallfahrtsorte. Im Jahr 1858 hatte ein damals 14-jähriges Mädchen Marienerscheinungen an einer Grotte mit einer Quelle der Heilkräfte zugesprochen werden. Jedenfalls hat es hier tausende von Pilgern, selbst abends um 21 Uhr noch und mindestens genauso viele Souvenirstände. Man kann sich auch heiliges Wasser für "schlechte Zeiten" mitnehmen. Obwohl ich nicht an solche Heilkräfte glaube gehe ich auch in die Grotte, wasche mir die Hände und berühre wie alle Pilger die von Millionen Hände abgeschliffenen Felsen mit der linken Hand.


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